Der schönste Tag im Leben eines Paares soll die Hochzeit sein. Was tun, wenn die finanzielle Situation keine teure Tramhochzeit zulässt und auch niemand aus der Verwandtschaft Reserven zur Verfügung stellen kann? Ist die Aufnahme eines Hochzeitkredits hinsichtlich beider Einkommen möglich?
Günstig heiraten lässt sich realisieren, wenn ein paar Dinge berücksichtigt werden und vor allem alles gut geplant wird. Zu Beginn der Planung muss sich das Paar darüber klar werden, worauf leicht verzichtet werden kann und welche Punkte für beide von absoluter Wichtigkeit für das Gelingen einer perfekten Hochzeit notwendig sind, danach kann auch über Vorteile gegenüber dem Finanzamt nachgedacht werden. Anbei zahlreiche Tipps zur Kosteneinsparung bei wesentlichen Punkten aber auch hinsichtlich steuerlicher Vorteile gegenüber dem Finanzamt.
Rechtzeitige Planung
Wichtig ist mit der Planung frühzeitig zu beginnen, um genug Zeit für Preisvergleiche zur Verfügung zu haben und notfalls noch nach Alternativen suchen zu können.
Mit den teuersten Punkten, wie dem Brautkleid und Hochzeitsanzug, der Location, der Verköstigung und der Hochzeitsdokumentation durch einen professionellen Fotografen, sollte mit der Planung begonnen werden, um ohne Zeitdruck nach kostengünstigen Varianten Ausschau halten zu können und um zu sehen, welches Budget für weitere Punkte noch zur Verfügung bleibt.
Terminwahl
Um bei der Wahl des Termins Geld zu sparen, sollte vermieden werden an beliebten Hochzeitsterminen, wie Feiertagen, Fenstertagen oder Tagen mit einem leicht zu merkendem Datum (z.B. 19.09.2019) zu heiraten, denn auch Veranstalter und Gastronomiebetriebe kennen diese begehrten Termine und berechnen aufgrund vermehrter Anfragen höhere Preise.
Der in die Nebensaison verlegte Hochzeitstermin ermöglicht es, leicht Kosten zu sparen, die Auswahl an Terminen ist größer und bei Preisverhandlungen sind die Chancen höher günstige Angebote zu erwirken, da Locations und Gastronomie bestrebt sind an allen Tagen im Jahr für Auslastung zu sorgen.
Wahl der Uhrzeit
Nicht immer muss heiraten den ganzen Tag dauern. Um Kosten zu sparen, ist eine Hochzeit am Nachmittag von Vorteil, denn dadurch können Mittagssnacks als auch Kaffee und Kuchen entfallen, die Hochzeitstorte kann bereits bei der Kaffeejause angeschnitten werden.
So manche Gäste werden die verkürzte, dafür aber intensivere Zeit der Hochzeitsfeier positiv begrüßen, denn nicht jede/jeder ist ein Partytiger und so manches Schuhwerk beginnt bereits nach wenigen Stunden zu drücken.
Möglicher verkürzter Ablauf:
- 13.00 Uhr Standesamt/Kirche
- 14.00 Uhr Agape/Sektempfang
- 15.00 Uhr Abfahrt zum Veranstaltungsort
- 16.30 Uhr Kaffeejause inkl. Hochzeitstorte
- 19.00 Uhr Eröffnung des Buffets
- Im Anschluss Musik und Tanz
Einladungskarten
Durch die Selbstgestaltung der Einladungskarten kann gutes Geld gespart werden. Online-Druckereien bieten viele Vorlagen und Vorschläge für die Gestaltung an. Auch beim Druck kann gespart werden, wenn die kostengünstigste Auflagenzahl gewählt wird. Das heißt, wenn 80 Karten verschickt werden sollen, der Druck von 100 oder 150 Karten aber günstiger ist, als die exakt benötigte Anzahl. Druckereien ziehen bei der Preiskalkulation die optimale Ausnutzung/Bedruckung der Papierbögen heran und daher ist eine höhere Auflage oft günstiger.
Diesbezüglich bitte auch gleich mitüberlegen, was noch gedruckt werden soll (Kärtchen mit dem Ablauf, Menükarten, Dankesschreiben), um ein preisgünstiges Komplettangebot anzufragen.
Wunschgeschenke bekannt geben
Im Einladungsschreiben kann auch gleich vermerkt werden, welche Art von Geschenken bevorzugt werden. Der Mut zur Wahrheit, hat sich diesbezüglich schon oft bewährt. Es ist durchaus keine Schande darauf hinzuweisen, dass die Freude über Geldgeschenke zur Finanzierung der Hochzeitsreise aber auch der Hochzeit selbst gerne gesehen ist.
Um zu vermeiden, dass nicht benötigte Sachgeschenke am Gabentisch landen, ist es von Vorteil in einem oder mehreren Geschäften der eigenen Wahl eine oder mehrere Hochzeitslisten aufzulegen und diesen Hinweis im Einladungsschreiben zu erwähnen.
Anzahl der Gäste
Natürlich bedeutet eine niedrige Anzahl an Gästen, weniger Kosten. Es sollte im Vorfeld der zukünftigen Ehegatten gut überlegt werden, was für beide wichtig ist. Viele Gäste oder heiraten im engeren Kreis?
Ebenfalls wichtig ist, festzulegen, wer eingeladen werden soll, um ein ausufern der Gästeanzahl zu verhindern.
Gedanken, wie:
• wenn ich N.N. einlade, muss ich auch X.Y. einladen?
• bei welcher Hochzeit waren wir eingeladen, müssen wir eine Retoureinladung aussprechen?
• müssen Kinder befreundeter Paare zwingend auch eingeladen werden?
• bis zu welchem Grad der Verwandtschaft muss eine Einladung erfolgen?
sind zu vermeiden bzw. klare Richtlinie zur Erstellung der Gästeliste gemeinsam auszuarbeiten.
Anwesenheit der Gäste
Ein Splitting hinsichtlich der Verweildauer der Gäste ist auch zu empfehlen. So können zum Standesamt oder in die Kirche mehr Personen eingeladen werden, als dann bei der Feierlichkeit teilnehmen. Wenn diesbezüglich Unterschiede gemacht werden, unbedingt für jene Gäste, die bei der Feier nicht dabei sind, eine kleine Agape mit Getränken und Snacks direkt im Anschluss an die Trauung organisieren, damit Raum für Gratulation und Small Talk gegeben ist. Wichtig: unbedingt in der Einladung vermerken bis zu welchem Programmpunkt geladen wird. Das heißt, nur bei jenen Gästen, die auch zur Feier kommen sollen, steht in der Einladung, wann die Abfahrt geplant ist und wo die Feier stattfindet.
Ist die Hochzeit auch kirchlich vorgesehen, kann die standesamtliche Trauung im engsten Kreis und das Essen danach nur mit der Familie und den Trauzeugen stattfinden. Die große Feier findet dann nach der kirchlichen Trauung statt.
Polterabend: ja oder nein?
Ob es einen Polterabend geben soll, müssen die angehenden Eheleute unter sich ausmachen, genauso ob der Abschied vom Singleleben getrennt gefeiert werden soll oder eine gemeinsame Party geplant wird.
Ist die Entscheidung gefallen, dass die Hochzeitsfeierlichkeit im eher kleinen Rahmen stattfinden soll, kann angedacht werden, beim Polterabend eine größere Party mit zahlreichen Gästen zu veranstalten. Je nach Wesensart des Brautpaares und dem daraus resultierenden Freundeskreises, kann durchaus eine Party mit selbstgemachten, mitgebrachten Speisen oder gelieferten Pizzen in einer günstigen Location, wie dem Veranstaltungsaal eines Studentenheims oder dem Festsaal eines Sportvereins, ausreichen.
Ob und auf welche Art der Polterabend stattfindet, hängt sehr von den Vorlieben des Brautpaares und dessen Freundeskreis ab.
Agape/Sektempfang
Wenn nach der Trauung eine Agape geplant ist, können sich die Eheleute durchaus diesen Sektempfang als Geschenk eines oder mehrerer Familienmitglieder oder Freunde und Freundinnen wünschen. Eventuell hat jemand Kontakte zu Großhändlern oder verfügt über gute Konditionen beim Einkauf.
Bei der Agape müssen nicht zwingend Brötchen oder Kuchen angeboten werden, oft reicht es aus, trockenes Jour Gebäck (kleine Brötchen, Laugenbrezel, etc.) und Salzgebäck anzubieten. Bitte unbedingt darauf achten, dass auch antialkoholische Getränke vorhanden sind!
Hochzeitsmenü
Hierbei ist es wichtig, im Vorfeld das verfügbare Budget pro Gast festzulegen und dieses auch dem Caterer/Gastronomiebetrieb bekannt zu geben, damit dieser einen ausgewogenen Menüvorschlag zusammenstellen kann. In fast jeder Familie finden sich backfreudige Mitglieder, die gefragt werden können, ob sie etwas zum Kuchenbuffet beisteuern möchten (unbedingt mit der Gastronomie vor Ort abklären oder vereinbaren, ob möglich).
Natürlich kann die Hochzeitstorte auch gleich als süße Nachmittagsjause zum Kaffee eingeplant werden. Fraglich ist auch, ob nach einem reichhaltigen Menü überhaupt eine große Auswahl an Nachspeisen nötig ist oder ein kleines süßes Buffet ausreicht, vor allem, wenn eventuell noch ein Mitternachtssnack eingeplant ist. Zu viel Essen macht müde und es soll ja gefeiert und getanzt werden!
Brautstrauß und Blumendekoration
Viel Geld kann gespart werden, wenn Blumen der Saison für den Brautstrauß, die Dekoration der Tische oder den Schmuck des Autos verwendet werden. So manche Tischdeko lässt sich auch selbst basteln und gibt der Hochzeit zusätzlich eine persönliche Note.
Getränkeauswahl
Die angebotenen Getränke stellen viel Sparpotenzial dar. Spirituosen sollten unbedingt von den Gästen nur direkt an der Bar zu eigenen Kosten geordert werden können. Ergibt es sich, kann das Brautpaar dort eine Runde ausgeben.
Zu überlegen ist auch, eine Getränkepauschale pro Person mit dem Caterer/Gastronom zu vereinbaren, um die Kosten überschaubar zu halten. Eine genaue Auflistung der zur Auswahl stehenden Getränke sollte gemäß den Vorlieben der Gäste festgelegt und am Tisch deutlich ersichtlich sein. Hilfreich ist es auch, das Servicepersonal anzuweisen, dass ein unaufgefordertes Nachschenken nicht erwünscht ist.
Gastgeschenk
Ist geplant, jedem Gast ein kleines Geschenk als Dankeschön zukommen zu lassen, kann durch Preisvergleiche im Vorfeld Geld gespart werden. Der Ankauf romantischer Kleinigkeiten oder Dekorationsmaterials nach dem Valentins- oder Muttertag, wird empfohlen, da nach diesen Terminen Vieles zu reduzierten Preisen angeboten wird.
Kostenbeitrag als Geschenk
So mancher Punkt für eine gelungene Hochzeit wie Fotograf oder Anmietung einer Limousine oder der Band/DJ können als Gemeinschaftsgeschenk, von Freunden oder den Familien übernommen werden und helfen maßgeblich Kosten zu sparen.
Fotograf
Gänzlich auf Hochzeitsfotos zu verzichten ist nicht möglich, denn dieser wichtige Tag muss festgehalten werden. Wenn kein Budget für einen professionellen Fotografen vorhanden ist, hilft eine Umfrage im Freundeskreis, ob jemand einen guten Hobbyfotografen kennt, der über Erfahrungen hinsichtlich Hochzeitsfotografie verfügt. Neben einer überschaubaren, im Vorhinein vereinbarten, finanziellen Entschädigung kann dann auch die Teilnahme für Fotograf inklusive Begleitung an der Hochzeitsfeier angeboten werden. Die Ausarbeitung der Fotos erfolgt dann in Eigenregie und so bleibt unter Kontrolle, welche Fotos wirklich ausgearbeitet werden.
Brautkleid
Beim Brautkleid und dem Hochzeitsanzug kann leicht gespart werden, wenn Rabatt-Aktionen der Brautmodengeschäfte im Herbst genutzt oder Überlegungen angestellt werden, ob ein gebrauchtes Kleid nicht doch ausreichend ist. Mittlerweile gibt es zahlreiche Online-Shops, die gebrauchte Brautmode in großer Auswahl anbieten. Ein gebrauchtes Kleid wird maximal einmal getragen und sollte nach einer entsprechenden Reinigung noch immer in tadellosem Zustand sein.
Des Weiteren gibt es die Möglichkeit Brautmode auszuleihen und auf einen teuren Neukauf zu verzichten. Besteht der ausdrückliche Wunsch nach einem neuen Brautkleid, sollte ein Modell gewählt werden, dass danach eventuell noch bei festlichen Anlässen getragen werden kann bzw. sich leicht umarbeiten lässt. Frau will sich bei der Hochzeit zwar wie eine Prinzessin fühlen, kann aber auch in günstigerer Kleidung auf Händen getragen werden!
Flitterwochen
Die günstigste Form ist, sich die Hochzeitsreise schenken zu lassen oder darauf zu verzichten. Ist dies nicht nach Wunsch der angehenden Eheleute, können Kurzflitterwochen, die intensiv genutzt werden, ausreichen.
In Bezug auf günstige Angebote, ist darauf zu achten, den Reisetermin außerhalb der Hauptsaison zu wählen und sich auf diversen Reiseportalen über Angebote zu informieren (zum Beispiel Secret Escapes – Luxushotels zu leistbaren Preisen).
Es muss ja auch nicht unbedingt eine Fernreise oder Flugreise sein, entspannte Tage in einer Therme der näheren Umgebung inklusive ausgewählter Verwöhnprogramme oder ein Sporthotel in den Bergen mit zahlreichen Sportaktivitäten, können je nach Charakter und Vorlieben der Eheleute durchaus richtig für die Flitterwochen sein.
Trauringe
Je nach Schmuckaffinität des Brautpaares kann bei den Eheringen durchaus Geld gespart werden. Schlichte Ringe aus Edelstahl können genauso schön sein, wie teure Modelle einer Luxusmarke und die Liebe auf gleiche Weise besiegeln. Wichtig ist, wie bei allen anderen Punkten auch, dass beide Eheleute mit der Auswahl zufrieden sind.
Steuerliche Vorteile
Nach allen genannten Spartipps lohnt sich heiraten auch in Bezug auf die Steuern, die beim Ehegattensplitting besonders berechnet werden und sich auf das Netto Einkommen beider Ehepartner positiv auswirken und Vorteile bringen.
Unter Ehegattensplitting versteht man die gemeinsame steuerliche Veranlagung, sprich die Ehegatten geben eine gemeinsame Steuererklärung über ihr Einkommen ab und werden dabei wie eine Person behandelt. Durch dies Verfahren wird die Einkommensteuer speziell berechnet und Steuern gespart.
Besteht kein Interesse am Ehegattensplitting muss dies dem Finanzamt durch die Einzelperson schriftlich mitgeteilt werden und dann kann von jedem Ehepartner eine eigene persönliche Steuererklärung abgegeben werden.
Wer profitiert vom Ehegattensplitting?
Ehegatten, bei denen ein Ehepartner über ein hohes Einkommen und der andere über ein eher niedriges Einkommen verfügen, können durch dieses Verfahren steuerliche Vorteile beim Finanzamt und beim Einkommen erzielen. Angenommen ein Ehepartner arbeitet Vollzeit und verdient 45.000 Euro im Jahr, der/die andere Teilzeit und bekommt nur 18.000 Euro pro Jahr. Rund 1.000 Euro steuerliche Ersparnis ergibt sich aus der gemeinsamen Veranlagung des Ehegattensplittings.
Wird nicht zusammen veranlagt zahlt jener der beiden Ehegatten mit hohem Einkommen rund 10.500 und der/die andere 1.200 Euro an Steuern an das Finanzamt. Seit 2013 wird das Ehegattensplitting auch bei eingetragenen Lebenspartnerschaften angewandt und kann rückwirkend bis 2001 beim Finanzamt eingereicht werden.
Ebenfalls Steuern sparen können Eheleute und Lebenspartner durch eine günstige Kombination der Steuerklassen und dem Wechsel in eine andere Steuerklasse, um ein höheres Netto Einkommen zu erzielen. Der Antrag auf Wechsel der Steuerklasse muss beim Finanzamt eingebracht werden und muss vom Arbeitgeber bereits im Folgemonat bei der Abrechnung berücksichtigt werden.
Seit 2018 kann einer der Ehegatten der Steuerklasse III oder IV ohne Zustimmung des anderen Ehegatten den Wechsel der Steuerklasse beantragen, womit beide in der Steuerklasse IV abgerechnet werden und die Steuern dieser Einstufung gelten gegenüber dem Finanzamt und für das Netto Einkommen gelten. Ein Wechsel der Steuerklasse ist einmal pro Jahr zulässig und muss vor dem 30. November erfolgen.
Eheleute, die berufstätig sind, erhalten nach der Hochzeit vom Finanzamt automatisch die Steuerklasse IV und IV. Seit 2018 wurde diese Zuordnung auch auf Ehepaare ausgeweitet bei der nur ein/r der Ehegatten arbeitet.
Fazit
Heiraten zahlt sich in jeder Hinsicht aus, ob steuerlich oder persönlich, sagen Sie „Ja“ und „trauen“ Sie sich, das Finanzamt und das Netto Einkommen sowie der Freundeskreis werden es Ihnen danken.